Winkelleisten für die Werkstattwand

Wandleisten Die Wände meiner Werkstatt waren aus Sichtbeton. Das sah einerseits nicht sehr schön aus und war andererseits unpraktisch, weil alles, was ich an die Wand hängen wollte, immer gedübelt werden musste.

Ich habe daher zunächst die Wände im unmittelbaren Arbeitsbereich mit 22 mm OSB-Verlegeplatten verkleidet. Die Dicke sowie die Nut-und-Feder-Konstruktion der Verlegeplatten machen die Wandverkleidung stabil und sorgen dafür, dass leichte Unebenheiten der Betonwand ausgeglichen werden (den Aufwand, die Unterkonstruktion auszutarieren, wollte ich mir sparen). Auf diesen Platten kann ich nun Dinge einfach mit Holzschrauben befestigen.

Allerdings kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, was ich alles an diesen Wänden aufhängen möchte. Momentan ist mein Werkzeug zum Beispiel noch in einer Box untergebracht, auf lange Sicht will ich mal einen Werkzeugschrank bauen. Kleinere Kästen mit Spannelementen für die Werkbank und Ähnlichem sind jetzt schon in Gebrauch, eine Ablage für das gerade benutzte Werkzeug wäre auch praktisch. All diese Dinge sollten aber möglichst nicht an einer bestimmten Stelle hängen, sondern da, wo man sie gerade braucht.

Ideenfindung

Auf diesem Wege bin ich auf die Idee gekommen, ein flexibles System zu realisieren. Die »French Cleat«-Systeme verschiedener amerikanischer Holzwerker schienen mir eine gute Lösung zu sein (French cleat: engl. für französische Leisten, auf Deutsch nennt man das wohl einfach »Winkelleisten«).

Konkret habe ich mir in folgenden Videos Anregungen geholt.

Frank Howarth

April Wilkerson

Steve Ramsey

Meine Umsetzung

Ich hatte noch ein paar Fichte-Rauhspund-Bretter von einem anderen Projekt. Von diesen habe ich die Nut und die Feder mit Tauchsäge und Führungsschiene abgetrennt. Um ein Brett möglichst effizient zu nutzen, habe ich dann mit der auf 45° gekippten Tauchsäge auf der Führrungsschiene jeweils ein Brett (etwa) in der Mitte aufgetrennt, so dass ich daraus zwei Winkelleisten erhalten habe.

Maschinenhandel Meyer

Winkelleisten

Winkelleisten

Diese Leisten habe ich dann in einem Raster von 30 cm an die Wand geschraubt. Ich habe pro Befestigungspunkt jeweils zwei Holzschrauben 5 x 40 verwendet, so dass eine stabile Verbindung durch die gesamte Dicke der OSB-Platte entstand, denn an die Leisten werden unter Umständen ja mal schwere Gegenstände gehängt.

Raster mit Winkelleisten

Einen bereits vorhandenen Wandschrank habe ich hinten mit zwei gleichen Leisten versehen und ihn auf die Winkelleisten gehängt. So kann ich ihn jetzt dort nutzen, wo er vorher schon hing. Sollte er aber an der Stelle mal stören, kann man ihn leicht anheben und problemlos woanders hinschieben.

Wandschrank auf Winkelleisten

Detail Winkelleiste

Außerdem habe ich für zwei vorhandene Holzkisten Aufhängungen mit den Winkelleisten angefertigt, so dass ich nun Spannelemente und Rutschsicherungen genau an die Stelle hängen kann, wo ich sie gerade brauche.

Kiste auf Winkelleisten

Ein einfaches Regal zum Ablegen des Werkzeugs habe ich auf diese Art ebenfalls gemacht. Dort lege ich Hammer, Bohrer, Bleistift etc. ab, rechts und links habe ich eine kleine Leiste mit etwas Abstand angeschraubt, wo ich den Schreinerwinkel und die Japansägen einstecken kann, so dass sie während der Arbeit griffbereit und doch sicher verstaut sind.

Regal auf Winkelleisten

Fazit

Das System bewährt sich sehr gut. Ich habe die einzelnen Elemente schon mehrfach (leicht) verschoben, weil sich ein Arbeitsablauf geändert hatte oder ich eine neue Idee hatte. Die aufgehängten Elemente sind mit einem Handgriff umpositioniert und halten dann wieder stabil und sicher.

*   *   *

Mein Werkzeug

Übersicht der Werkzeuge, die ich benutze.

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16 Kommentare

  1. Hallo Andreas,
    schönes System hast du dir da ausgedacht. In diesem Jahr möchte ich meine Werkstatt etwas umzubauen. Ich habe sie zwar erst vor 4 Jahren eingerichtet, aber wenn man einen Arbeitsraum intensiv nutzt, stößt man immer wieder auf Dinge, die man bei der ersten Planung übersehen hat oder auch einfach zu diesem Zeitpunkt noch nicht gewusst hat. Kann mir gut vorstellen, dass ich an der ein oder anderen Stelle auch auf so ein variables Halterungssystem umstelle. Auch wenn ich mir mal einen edleren Werkzeugschrank für Sägen, Hobel etc. baue würde ich versuchen sollen die Halterungen variabel zu gestalten.
    Wenn ich mich erinnere… vor 4 Jahren, war meine Leiste für die Stechbeitel nur zu 50% gefüllt – hätte nie gedacht, dass sie je voll werden würde. Nach einem spontanen Besuch bei Dictum war sie voll. Schöner Mist ;-)
    Herzlichen Gruß
    Volker

    1. Hallo Volker,
      Danke für Dein Feedback. Ich hatte ähnliche Erfahrungen mit anfangs »perfekten« Einrichtungen schon in anderen Kontexten gemacht, daher war ich von dem Winkelleisten-System gleich angetan. Wie man sieht, ist momentan noch fast alles frei. Ich habe aber schon viele Ideen, was da mit der Zeit an der Wand hängen könnte ;-).

      Schönes Wochenende.
      Herzliche Grüße,
      Andreas

  2. Ja Holzwerker
    Vieles ist so einfach,die Idee finde ich gut und werde sie bei der Umrüstung meines
    Werkstattraumes ebenfalls anwenden ergänzen und empfehlen die Gleitflächen mit
    Kerzenwachs oder trockenem Grafit vom Bleistift ein reiben dan gleitet alles weich
    und muhelos.Ich wünsche euch immer ein ideenreiches und unfallfreiesTun .
    mit freundlichem Gruß Jens aus dem Oderland

  3. Hallo Andreas,
    finde Deinen Beitrag sehr gut und hilfreich. Vielen Dank. Habe selbst eine Werkzeugwand mit 18mm OSB Platte und 18 mm Fichte Winkel-Leimholzleisiten seit einiger Zeit im Bau. Meine Wand steht mit 100 mm breiten und 30mm dicken “Seitenrahmen” auf der Werkbank und wird mit Dübeln zusätzlich zur Sicherheit an der Betonwand gehalten. Für den Abstand der Halteleisten auf der Platte habe ich auch etwa 30cm ermittelt. Die Haltemodule werden nicht sehr stark belastet, lediglich Akkuschrauber, Stichsäge und Dreieckschleifer sowie div. leichteres Werkzeug sind jeweils zu tragen. Hoffe, dass die 18mm Winkelleisten bzw. die OSB-Plattendicke dafür ausreichend ist.
    Die Tragleisten an der Wand habe ich auf ca. 10cm Breite geschnitten (inkl. 45 Grad Kante), sie kommen mir jetzt aber doch deutlich zu breit vor, wenn ich mir Deine Realisierung anschaue. Ich überlege mir deshalb, ob ich das nicht noch ändern sollte?!
    Die Winkelleisten für die Tragmodule habe ich noch nicht geschnitten. Wie breit sind denn Deine Leisten für die Tragmodule und die Winkelleisten auf der Wand? Was würdest Du mir nach Deiner Erfahrung fempfehlen? Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. Viele Grüße
    Herbert

    1. Hallo Herbert,

      Die Tragleisten an der Wand habe ich auf ca. 10cm Breite geschnitten (inkl. 45 Grad Kante), sie kommen mir jetzt aber doch deutlich zu breit vor, wenn ich mir Deine Realisierung anschaue. Ich überlege mir deshalb, ob ich das nicht noch ändern sollte?!
      Die Winkelleisten für die Tragmodule habe ich noch nicht geschnitten. Wie breit sind denn Deine Leisten für die Tragmodule und die Winkelleisten auf der Wand? Was würdest Du mir nach Deiner Erfahrung fempfehlen?

      Meine Leisten sind ca. 7 cm auf der breiten und ca. 5 cm auf der schmalen Seite. Das hat sich durch die Breite der verwendeten Bretter »automatisch« so ergeben. Ich habe sowohl für die Wand als auch für die Aufhängungen die gleichen Leisten verwendet.

      Ich sehe keine Nachteile darin, wenn Deine Leisten breiter sind. Ästhetisch könnte es ansprechender sein, wenn die Leisten schmaler sind, weil sie dann die Wand nicht so dominieren. Da Dein Raster 30 cm ist, hast Du mit 10-cm-Leisten halt viel Leiste und relativ wenig sichtbare Wand.

      Insofern: Wenn Du sie problemlos und mit vertretbarem Aufwand schmaler sägen kannst, wäre das sicher eine Überlegung wert. Einen großen Aufwand würde ich dafür aber nicht betreiben.

      Herzliche Grüße,
      Andreas

  4. Hi,
    ich finde das ein Klasse Konzept; bin gerade dabei, meine Werkstatt entsprechend einzurichten (Schuppen hinterm Carport).
    Was mir im Vorfeld noch einfällt: Macht ggf. ein wenig Abstand zur Wand (~5mm) Sinn, um Sägestaub durchfallen zu lassen? Oder bringt das zuviel instabilität?

    1. Ich denke, wenn Du Abstandsklötze verwendest, auf denen die Leisten flächig aufliegen, könnte das schon gehen. Aber bei mir war der Staub bisher nicht das Problem. Kann man ja raus saugen.

  5. So eine haben mein Mann und ich letzten Herbst selbst gebaut und die Arbeit hat sich auf jeden Fall gelohnt – wir verbringen jetzt deutlich weniger Zeit damit, nach bestimmten Werkzeugen zu suchen in unserer Werkstatt als vorher.

    Nehmt euch die Zeit, es lohnt sich. Und das Projekt an sich macht ja auch Spaß!

  6. Hallo Andreas, habe mir soeben Dein Video über die French Cleat Wand angeschaut und habe dazu 2 Fragen: wie stark sind die Fichte Rauhspund Bretter bzw. wie hoch waren sie vor dem in der Mitte auftrennen? Bin gerade dabei mir auch eine French Cleat zu machen, OSB sind schon auf Mauer, nur weiss ich noch nicht wie stark bzw. hoch die 45 ° Leisten sein sollen.
    Danke u. mfg
    G. Kellner

    1. Hallo Gerhard,
      die Bretter sind 19 mm starke und nach Wegsägen von Nut und Feder noch 10 cm breit. Die habe ich dann mittig aufgetrennt.
      Grüße,
      Andreas

  7. Toller Erfahrungsbericht über Winkelleisten für die Werkstattwand, vor allem wenn man solch unschöne Betonwände hat. Die Feder- und Nut-Konstruktion hält es sicher stabil, wobei ich mich frage, ob du die selbst hergestellt hast. Wir hatten uns letztens versucht Druckfedern für unsere kleine Werkstatt auch selbst herzustellen, was leider nach hinten losging, da alles viel zu unpräzise war, daher haben wir uns dann doch an den Fachmann gewandt. Vielen Dank für deinen Bericht und auch für die Bilder.

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